Die Lehmkaul bietet nicht nur Wildbienen, Schmetterlingen, Vögeln, Amphibien und Reptilien einen geschützten Lebensraum, natürlich sind auch die anderen heimischen Tierarten mit von der Partie. Während die Rehe den geschützten Bereich schätzen für eine sichere Übernachtung und sie auch gerne mal das ein oder andere Blütenpflänzchen oder junge Bäumchen vernaschen, so hinterlassen auch andere Säugetiere ihre Spuren, sei es als Fährte im Schnee, sei es als Losung oder auch, wie bei dem alten Fuchs, als weiß gebleichtes Gerippe.
Die Käfer in der Lehmkaul
Für Käfer ist die Lehmkaul mit ihrem reichen Totholzvorkommen geradezu ein Paradies. Viele Käferlarven sind auf das Vorhandensein von Totholz angewiesen. Andere Käfer ernähren sich von Stängeln, Blättern, Zweigen oder lebendem Holz und wiederum andere verarbeiten abgestorbene Pflanzenteile. Selbst Pilze gehören zum Nahrungsspektrum von einigen Käferarten. Und eine Reihe von Käfern besucht Blüten, ernährt sich von Pollen und sorgt gleichzeitig für die Bestäubung. Dann gibt es räuberisch lebende Käfer, zu deren Nahrung andere Insekten, Würmer, Schnecken oder auch Fische und Kaulquappen gehören. Besondere ökologische Bedeutung haben Aas fressende und Kot fressende Käfer, die räumen in der Natur auf und schließen die Nahrungskreisläufe.
In den Jahren 2020 bis 2023 wurden die folgenden Käferarten in der Lemkaul fotografisch dokumentiert. (Bisher wurde keine gezielte Suche zur Erfassung der Käferfauna durchgeführt. Bei über 7000 Käferarten, die in Deutschland vorkommen können, bleibt es spannend, welche weiteren Arten noch zu entdecken sind). Regelmäßig und häufig waren bisher die Gefleckten Schmalbock-Käfer und die Rotgelben Weichkäfer zu beobachten, auch der Pinselkäfer und der Tatzenkäfer ließ sich immer wieder mal blicken.
2024 ist bisher ein sehr käferreiches Jahr und das fotografisch dokumentierte Artenspektrum in der Lehmkaul erweitert sich noch einmal deutlich:
Die Wanzen der Lehmkaul
Die Wanzen haben bei den Menschen einen schlechten Ruf und es sind hauptsächlich die Bettwanzen, die hierfür verantwortlich sind. Ansonsten sind Wanzen Bestandteil eines jeden naturnahen Lebensraums und, versöhnlich für den Menschen, sie halten eine Reihe von Schädlingen in Schach, die sich an unseren Nutzpflanzen gütlich tun. Die bisher in der Lehmkaul erfassten Wanzenarten werden unten vorgestellt, die Anzahl dürfte sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen, denn die Lehmkaul bietet den ca. 900 in Deutschland vorkommenden Wanzenarten sehr unterschiedliche Lebensräume, vom Tümpel über baumbestandene Areale, Gebüsche, Hochstaudenfluren, Wiese und trocken-felsige Flächen, und in jedem Kleinbiotop fühlen sich unterschiedliche Wanzenarten wohl. Nur für die Bettwanzen wäre die Wohnungssuche in der Lehmkaul wohl vergeblich.
Wasserläufer, Lederwanzen und Streifenwanzen.
Heuschrecken in der Lehmkaul
Auch die Heuschrecken fühlen sich in der Lehmkaul wohl. Die meisten Arten bewohnen die grasbewachsenen Flächen, (die nur einen relativ kleinen Teil der Lehmkaul ausmachen), aber es finden sich auch Arten, die höherwüchsige Saumstrukturen oder auch Gebüsche bevorzugen. Allein das kleinräumige Vorkommen unterschiedlicher Lebensräume bedingt einen Artenreichtum, der, über die Jahre beobachtet, als Bioindikator für stabile Umweltbedingungen dienen kann. Eine Intensiv-Bewirtschaftung von Grünland führt zum Verschwinden der Heuschrecken. Aber von Inseln wie der Lehmkaul aus können die Heuschrecken auch die Flächen in der Nachbarschaft wieder besiedeln, wenn die Art der landwirtschaftlichen Bearbeitung dies wieder zulässt.
Die Bestimmung von Heuschrecken ist nicht einfach. Viele Arten zeigen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Färbungen, alle Arten durchlaufen verschiedene Larvenstadien mit entsprechend vom „fertigen“ Insekt (Imago) abweichendem Aussehen, Männchen unterscheiden sich manchmal deutlich von den Weibchen und dazu kommt noch ein gelegentliches Auftreten von langflügeligen Exemplaren von Heuschrecken, die normalerweise kurzflügelig sind. Für die Hilfe bei der Bestimmung der ersten Arten ein herzliches Dankeschön an Torsten Weber, der dadurch Mut gemacht hat, sich intensiver mit den Heuschrecken zu beschäftigen.
Auch das Fotografieren von Heuschrecken ist nicht ganz einfach und erfordert Zeit und Geduld, so dass die meisten Aufnahmen erst 2024 entstanden sind, als die Schmetterlinge, Käfer und Wanzen schon „im Kasten“ waren. Die mit Abstand am häufigsten fotografierte Heuschrecke 2024 war die Rote Keulenschrecke, aber auch Große Goldschrecke und Gemeiner Grashüpfer waren regelmäßig zu beobachten.
Schnecken in der Lehmkaul
Die feuchten und krautreichen Flächen in der Lehmkaul sind ein idealer Lebensraum für Schnecken. Weinbergschnecken bilden hier einen großen Bestand, aber auch Bänderschnecken und Rote Wegschnecken sind regelmäßig anzutreffen. Und Besonderheiten wie der Tigerschnegel oder die in ein leeres Schneckenhaus gelegten Schneckeneier konnten auch schon fotografisch dokumentiert werden.
Vor allem im Spätsommer und Herbst fallen die kunstvollen Spinnennetze in der Lehmkaul auf, aber auch vorher schon lassen sich die Spinnen beobachten, sei es, wenn sie auf Beute lauern (wie die Kreuzspinne) oder wenn sie die Beute verspeisen (wie die Krabbenspinne auf dem Foto).
Feste Erdhügel im Bereich der offenen Flächen zeigen, dass auch die Ameisen im Zusammenspiel der Arten in der Lehmkaul nicht fehlen. Sie sorgen für die Verbreitung von Pflanzen wie dem Doldenmilchstern, ermöglichen Schmetterlingen wie einigen Bläulingsarten die sichere Aufzucht ihres Nachwuchses und sind Nahrung für Vögel wie dem Grünspecht. Andere, lockere Erdhügel stammen vom Maulwurf, der unermütlich für die Auflockerung des Bodens sorgt.
Auch jetzt sind noch längst nicht alle Tierarten, die in der Lehmkaul vorkommen, vorgestellt (Fledermäuse, Spinnen, Wespen, Fliegen…). Es lohnt allemal, sich mit Neugier (und Kamera) mit der Lehmkaul zu beschäftigen.