Die Zusammensetzung der Vegetation in der Lehmkaul wird durch drei Faktoren bestimmt.
Als ersten Faktor gibt es die Sukzession, also die natürliche Abfolge in der Besiedlung einer brachliegenden Fläche mit Pflanzen aus der Umgebung. Die Samen werden vom Wind oder durch Tiere eingebracht, schnell wachsende Pionierpflanzen besiedeln die Brache als erstes und werden dann im Lauf der Jahre durch langsamer aber kräftiger wachsende Pflanzen verdrängt. In der Regel würde in der Eifel die Sukzession beim Buchenwald enden, nur an sehr nassen Standorten stellt sich eher eine Auenvegetation mit Weiden, Erlen und Eschen ein.
Das heißt, die Boden-(und Wetter-)verhältnisse sind die zweite Einflussgröße bei der Auswahl an Pflanzen, die sich hier angesiedelt haben.
Der dritte Faktor, der für die Zusammensetzung der Vegetation von Bedeutung ist, ist der Mensch, der hier entweder durch gezielte Anpflanzung oder durch Entsorgung von Gartenabfällen heimische und nicht heimische Pflanzen in die Lehmkaul gebracht hat.
Versuch einer Bestandsaufnahme
Bäume und Sträucher:
Obwohl wegen teilweise undurchdringlichem Gebüsch auch bis Ende 2022 noch nicht alle Bereiche der Lehmkaul in Augenschein genommen werden konnten (und so kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht), so lassen sich bisher die folgenden heimischen Gehölze nachweisen:
Ungefähr 20 alte Salweiden wachsen in der Lehmkaul. Die wohl größte, in der Nähe der Tümpel, hat einen Stammumfang von 2,40 m (in 1 m Höhe gemessen) und dürfte ein Alter von mehr als 70 Jahren haben. Es gibt ca. 10 hohe Bruchweiden, die auch schon recht betagt erscheinen. Zwei alte Öhrchenweiden konnten bisher sicher bestimmt werden, zahlreiche Grauweiden wachsen vor allem in den Randbereichen der Lehmkaul. Im Schatten der alten Bäume warten zahlreiche junge Weiden auf ihre Chance, ins Licht zu wachsen, wenn Stürme oder Schneelast die alten Kronen abbrechen lassen.
Weiden erreichen selten ein Alter von mehr als 70 Jahren. Da die ältesten Weiden in der Lehmkaul dieses Alter wohl erreicht haben und sie entsprechend absterben, finden sich eine Menge abgestorbener Äste, vom Sturm abgeknickte Kronen und morsche Baumstämme. Aber auch das ist eine Besonderheit der Lehmkaul, so gibt es ein reiches Angebot an Totholz, wovon u.a. die Käfer sehr profitieren.
Weißdorne (einige in Baumform), Schlehen und Roter Hartriegel unterschiedlichen Alters besetzen in großer Zahl vom Rand her die ganze Lehmkaul, Jungpflanzen finden sich in fast allen lichten Bereichen. Mindestens zwei ältere hohe Eschen wachsen im zentralen Teil der Lehmkaul, einige junge Eschen verteilen sich im Gelände, viele davon mit deutlichen Zeichen von Wildverbiss. Eine einzige kleine Rotbuche sowie ein etwas größerer Feldahorn konnten bisher entdeckt werden. Schwarzpappeln in Strauchform wachsen im hintersten lichten Bereich, ältere Schwarzpappel-Bäume wurden bisher nicht entdeckt, allerdings gibt es in der Nähe im Bodenniveau Baumscheiben als Hinweis darauf, dass hier große Bäume gestanden haben. Möglicherweise handelte es sich hier um Schwarzpappeln, denn diese siedeln sich wie die Weiden auf feuchten Flächen an.
Viele weitere Gehölze sorgen im Herbst dafür, dass die Vogelwelt mit Wildfrüchten reichlich versorgt wird: Pfaffenhütchen, Haselnuss, Heckenrose, Roter Hartriegel, Wolliger und Gemeiner Schneeball, die überwiegend im Randbereich der Lehmkaul wachsen, einige Schwarze Holunder und zahlreiche Rote Heckenkirschen verteilen sich gleichmäßig übers Gelände.
Auch die Kratzbeeren (Brombeeren), die in keiner Lichtung fehlen und zu den wuchernden Pflanzen gehören, steuern ihre Beeren zum Speiseplan bei.
Mindestens drei Kulturapfelbäume wurden in die Lehmkaul gepflanzt, die jeweiligen Früchte sind wohlschmeckend, neben einem hochgewachsenen Roter Eiserapfel -Baum kommt ein (vermutlich) Winterrambur vor, die Bestimmung der dritten Sorte steht noch aus. Weitere Apfelbäume erinnern vom Aspekt her eher an den Wildapfel, wobei die Bedornung der Zweige fehlt. Der Wildapfel (auch Holzapfel genannt) wäre eine Besonderheit in der Lehmkaul, zählt er doch zu den seltenen und bedrohten Baumarten Deutschlands.
Ob angepflanzt oder über Gartenabfälle in die Lehmkaul gelangt, man findet weiterhin eine Reihe von Beerensträuchern wie Rote und Schwarze Johannisbeere oder Stachelbeere, über deren Früchte, kaum reif, sich die Vogelwelt hermacht. Die Früchte der Haferschlehe („Krenkele“) wurden in der Lehmkaul gefunden, die dazugehörenden Bäume aber noch nicht identifiziert.
Vermutlich auch angepflanzt worden sind sechs Fichten, jeweils drei in einer Reihe, wobei in der hinteren Reihe zwischen 2016 und 2019 schon zwei von drei Bäumen abgestorben sind, die dritte Fichte hat den trockenen Sommer 2022 nicht überstanden und ist ebenfalls abgestorben.
Stauden:
Zu den 2019 vorgefundenen heimischen Stauden gehören (wieder ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Brennnessel, Giersch und Klett-Labkraut, diese Arten sind sehr zahlreich in der ganzen Lehmkaul vertreten und bilden stellenweise so dichte Bestände, dass andere Pflanzen dort verdrängt oder überwuchert werden.
In den eher schattigen und feuchten Bereichen kommen regelmäßig Aronstab, Bachnelkenwurz, Ruprechtskraut, Scharbockskraut, Schneeglöckchen und Waldziest vor, während Breitblättrige Stendelwurz, Bunter Eisenhut, Buschwindröschen, Efeu, Fuchs-Kreuzkraut, Gold-Hahnenfuß, Hohler Lerchensporn, Walderdbeere und Wald(?)-Veilchen nur an wenigen Stellen zu finden sind.
Auf den offenen Flächen wachsen neben den Gräsern Weiße Taubnessel, Wiesenkerbel, Pyrenäen-Storchenschnabel und Löwenzahn (zeigen jeweils nährstoffreichen Boden an), Dost, verschiedene Distelarten, Echte Schlüsselblume, Frühlings-Hungerblümchen, Gundermann, Große Sternmiere, Hornklee, Johanniskraut, Kleiner Wiesenknopf, Knollenkümmel, Kriechendes Fingerkraut, Kriechender Günsel, Leinkraut, Odermennig, Pfennigkraut, Rainfarn, Vergißmeinnicht, Vogelwicke, Weißklee, Wiesenbärenklau, Wiesenflockenblume, Wiesen-Margerite, Wiesenschaumkraut, Wiesen-Storchenschnabel, Wilde Karde und Wilde Möhre.
Während die bisher genannten Pflanzen meist mäßig nährstoffhaltige Böden bevorzugen, zeigt das Vorkommen der Kleinen Bibernelle, die auf mageren Standorten wächst, dass auch solche Böden in der Lehmkaul zu finden sind.
Mädesüß, Schlangenknöterich, Zottiges Weidenröschen und Großer Wiesenknopf zeigen sehr feuchte bis nasse Standorte in der Lehmkaul an und das Gänsefingerkraut, das gehäuft im Eingangsbereich auftritt, weist auf verdichteten Lehmboden hin.
Auch nicht heimische Stauden finden sich in größerer Auswahl in der Lehmkaul:
An erster Stelle ist hier die Kanadische Goldrute zu nennen (mehr darüber s.u.). Wenn man Ende Mai durch die Lehmkaul läuft, stößt man an einer Stelle, wo früher Gartenabfälle entsorgt worden sind, überrascht auf leuchtend rot blühende Pfingstrosen (eine Zuchtform mit gefüllten Blüten, die leider für Wildbienen nicht interessant sind).
Schon im Februar zeigen Winterlinge an der gleichen Stelle, dass auch sie vermutlich aus den Berndorfer Gärten stammen. Sie sind für Insekten sehr willkommene Frühblüher, und haben mit einzelnen Exemplaren die ganze Lehmkaul erobert. Eine ähnliche Verteilung zeigt sich beim Dolden-Milchstern (mehr s.u.). An bisher zwei Stellen unter niedrigen Bäumen wächst in ausgedehnten Beständen Silberblättrige Goldnessel, eine für Insekten attraktive Pflanze, da ihre goldgelben Blüten reichlich Nektar produzieren, die aber verdrängend wächst und deshalb als „Invasiver Neophyt“ gilt, also als nicht heimische Pflanze, die heimische schattenliebende Pflanzen verschwinden lässt.
Zu den weiteren Pflanzen, die wahrscheinlich aus Gärten stammen, zählen Sibirisches Blausternchen, Traubenhyazinthe und Stiefmütterchen, (jeweils nur in wenigen Exemplaren vorgefunden). Eine häufig in Gärten angepflanzte Narzisse ist die weißblütige Dichternarzisse. Sie findet sich in einigen Horsten über die Lehmkaul verteilt, bisher wurden insgesamt fünf Horste gefunden, darunter ein Horst, der nicht mehr zur Blüte kommt, weil er von Schlehen überwuchert wurde. Die anderen Horste wachsen mitten in den Goldruten, was überrascht, da die Goldrute eigentlich keine Konkurrenz zulässt. Auch von den gelben Narzissen gibt es einzelne Exemplare, 2022 wurden insgesamt 3 blühende Pflanzen angetroffen.
Von den „modernen“ invasiven Neophyten, die sich gerne und schnell auf Brachen und Schuttplätzen einfinden, hat sich bisher nur an einer einzigen Stelle Kanadischer Katzenschweif angesiedelt.