Um Amphibien zu schützen, müssen vorhandene Tümpel „gepflegt“ werden und / oder neue Tümpel geschaffen werden.
Ein Tümpel ist ein besonderes Biotop, das sich dadurch kennzeichnet, dass sich hierin für eine bestimmte Zeit Wasser ansammelt, um dann für den Rest des Jahres trocken zu fallen. In der „Wasserphase“ eines Tümpels kann die Entwicklung einer Amphibienart vom Ei bis zum fertigen Tier ungestört ablaufen, weil durch die Trockenphase alle potentiellen Fressfeinde wie Fische oder Libellenlarven ferngehalten werden. Tümpel zählen zu den gefährdetsten Biotopen in der Natur, zumal der Mensch in der Vergangenheit dazu neigte, sie seinem Ordnungssinn gemäß einfach zuzuschütten.
Die im Frühjahr 2020 in der Lehmkaul vorhandenen Tümpel zeigten nur einen geringen Wasserstand von ca 10-15 cm und beherbergten bei einer ersten Sichtung ausschließlich Mückenlarven. Nach einer chemischen Wasseranalyse, die außer einem leicht erhöhten Eisenwert ansonsten unbedenkliche Werte für Schadstoffe ergab, erfolgte zunächst die behutsame Entbuschung der Tümpelecke, dann musste Müll (Plastik, Glas, Isolatoren, halbierte Tierschädel…) entfernt werden. Äste und Laub, über Jahrzehnte in den Tümpel eingetragen und zu einer schwarzen, torfähnlichen Masse verfestigt, wurden herausgeholt (und an anderer Stelle in der Lehmkaul als Blumenerde wiederverwertet) und die unterste, sehr lehmige aber noch schwarze Bodenschicht entfernt. Hierdurch konnte eine maximale Wassertiefe von ca. 70 cm erreicht werden. Im Januar 2021 war der Tümpel nach einer Schneeschmelze erstmals mit Wasser gefüllt und sah als frisch restauriertes Biotop sehr vielversprechend aus.
Der „Erfolg“ ließ nicht lange auf sich warten. Obwohl die Phase des Ablaichens nicht beobachtet wurde, zeigte sich im Juni, dass Kaulquappen den Tümpel bevölkerten, die dann innerhalb von wenigen Wochen rasch an Größe und Gewicht zunahmen.
Schon Anfang Mai 2021 hatten die Bergmolche den Tümpel aufgesucht und ihr spannendes Paarungsritual war über Tage hinweg zu beobachten.
Anfang Juli war in einem Teil des Tümpels der Wasserstand schon erheblich gesunken und den Kaulquappen schien der Lebensraum knapp zu werden. Die Regenfluten vom 14. und 15. Juli 2021 sorgten (wenigstens hier) für Entspannung, aber 4 Wochen später wären eine ganze Reihe von Kaulquappen und Molchlarven verendet, wenn sie nicht in den tiefsten Teil des Tümpels umgesetzt worden wären. Dabei konnten sie fotografiert und bestimmt werden, erwartungsgemäß fanden sich die Kaulquappen der Erdkröte und die Larven des Bergmolchs. Die Umwandlung von der Kaulquappe zur Kröte war schon weit fortgeschritten, erkennbar am Vorhandensein der hinteren Gliedmaßen. Wenige Tage später, am 15.8.21 verließen die ersten kleinen Kröten das Wasser, um sich in der ganzen Lehmkaul zu verteilen. Ende August war auch das letzte bisschen Wasser aus dem Tümpel verschwunden, aber alle Lebewesen, also auch die Molche, hatten sich rechtzeitig an Land begeben.
Im Herbst 2021 wurde der trocken gefallene Tümpel noch einmal bearbeitet. Eine zentrale Stelle wurde um weitere 20 cm vertieft (die sich bald mit Regenwasser füllte) und der Restboden so bearbeitet, dass sich beim langsamen Austrocknen des Tümpels keine abgeschnittenen Pfützen mehr bilden können, die zur Falle für alle Amphibien werden könnten, die mit der Umwandlung zur Landform noch nicht ganz fertig sind.
Ein im Herbst 21 angelegter stufenförmiger Graben speicherte nicht, wie erhofft, über eine ausreichend lange Zeit das Regenwasser. Deshalb wurde er im Sommer 22 erweitert und mittels einer 1 mm starken Folie aus synthetischem Kautschuk (EPDM Folie) mit darunter liegendem Schutzvlies in einen kleinen Teich verwandelt. Der Teich weist eine maximale Tiefe von 60 cm auf bei einer Oberfläche von ca. 12 m2, ungefähr die Hälfte der Fläche besteht aus Flachwasserzonen. Nach einer ersten Füllung mit 1250 Liter Wasser aus der Dorfquelle (Danke an Franz Schmitz!) füllte er sich im relativ regenreichen Herbst bis zum Überlaufrand mit Regenwasser und ist seitdem sehr stabil in seinem Wasserstand. Und schon im Oktober 2022 war der erste Wasserfrosch im Teich, im Frühjahr 2023 setzten Erdkröten ihre Laichschnüre ins Teichwasser.
Die größeren Steine, die beim Ausheben der Teichgrube zahlreich anfielen, waren sehr willkommen und wurden direkt in eine Trockenmauer eingesetzt, die in ihrem Kern aus Beton- und Ziegelsteinen besteht, aber jetzt, mit der Verkleidung aus Natursteinen, nichts mehr von ihrem Kern aus Bauschutt ahnen läßt. Den Erdkröten, die diese Mauer regelmäßig aufsuchen, ist es sowieso egal, welche Steine ihnen sicheren Unterschlupf gewähren.