2023

Am Samstag, den 9. September 2023 fand eine weitere öffentliche Führung in der Lehmkaul statt, organisiert von der NABU-Gruppe Kylleifel. Susanne Venz und Leo Mattelé konnten den elf Teilnehmern die Besonderheiten von Fauna und Flora in der Lehmkaul zeigen und auch über die Möglichkeiten der Gestaltung des Geländes diskutieren. Hingewiesen wurde auch auf die Notwendigkeit zur Pflege eines solchen Sekundärbiotops. Nach einer fast 3-stündigen Führung war allgemeiner Konsens, dass auch auf verhältnismäßig kleinen Flächen wie der Lehmkaul ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt geleistet werden kann.
Am 5. August 2023 fand der Berndorfer Bürgertreff direkt an der Lehmkaul statt (statt wie sonst am Gemeindehaus), mit der Möglichkeit, das Gelände im Rahmen des Bürgertreffs mit einer Führung oder auf eigene Faust zu erkunden. Obwohl das Wetter nicht ideal war, fand die Idee reichlich Zuspruch. Und sowohl die Führungen als auch Getränke und Gegrilltes wurden zahlreich und gerne in Anspruch genommen. Ein kurzer Bericht in GEROLSTEIN AKTUELL Ausgabe 32/2023 verteilte die Information auch über die Grenzen von Berndorf hinaus. Eine Werbung für den Naturschutz in Berndorf und in der Verbandsgemeinde Gerolstein war die Veranstaltung auf jeden Fall. Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön.


Am 16. und 17. Juli 2023 fand eine ganz besondere Aktion in der Lehmkaul statt: Mit Hilfe und unter Anleitung des Schmetterlingsexperten Dietmar Borbe aus Heiligenhaus, Kreis Mettmann, (Herzlichen Dank!) sollten die nachtaktiven Falter der Lehmkaul (oder zumindest ein Teil davon) erfasst werden.
Die nachtaktiven Falter sind meist nicht so spektakulär gezeichnet wie die tagaktiven Schmetterlinge (es gibt Ausnahmen!) und man muß schon ganz genau hinsehen, wenn man tagsüber einen Nachtfalter entdecken will, da sie sehr gut getarnt sind (siehe Foto links von Hoplodrina blanda, aufgenommen in der Lehmkaul am 19.7.23 um 11.11).



Um von Beginn der Dämmerung an die nachtaktiven Falter in der Lehmkaul anzulocken, wurden 2 verschiedene Methoden angewendet: zum einen wurde ein Lichtzelt aufgebaut (ein Gazezelt, das von innen mit einer Spezialleuchte angestrahlt wird), von dem zahlreiche Falter angelockt wurden. Bei der zweiten Methode benutzt man einen Köderanstrich aus süßem Sirup, gemischt mit einer stark duftenden Flüssigkeit (z.B. Glühwein), die auf glatte Holzflächen aufgetragen wird. An zwei Abenden wurde über jeweils zwei Stunden bis kurz vor Mitternacht beobachtet und die verschiedenen Köderstellen immer wieder mit der Taschenlampe abgesucht. Die angelockten Falter wurden zum Teil direkt per Foto dokumentiert, einige besonders attraktive oder schwierig zu bestimmende Arten in Spezialgläsern eingefangen und am nächsten Morgen bei Tageslicht fotografiert. Die meisten Arten konnten von Dietmar Borbe direkt bestimmt werden, für einige Bestimmungen war eine sorgfältige Analyse der Fotos später zu Hause nötig.





















Eine weitere Unternehmung galt dem Nachweis von Glasflüglerschmetterlingen in der Lehmkaul. Glasflüglerschmetterlinge leben sehr versteckt, aber sie lassen sich mit sogenannten Pheromenfallen anlocken. Tatsächlich konnten am Abend des 16.7. zwei Arten in einer Falle, die am Nachmittag aufgehängt worden war, nachgewiesen werden. Nach dem Foto-Shooting wurden die Falter natürlich sofort wieder freigelassen.
Nach Einschätzung von Dietmar Borbe wurde mit der bisherigen Ausbeute an Nachtfaltern nur ein Bruchteil der tatsächlich auf dem Gelände vorkommenden Arten erfaßt. Weitere Nachtfalter-Aktionen sind also sehr sinnvoll.
Mai 2023: Das für 2023 geplante Sandarium, also die Sandfläche, die einer großen Anzahl an Wildbienenarten als Nistort dienen wird, nimmt Gestalt an. Eine Fläche von ca. 25 m2 in der hintersten Lehmkaul wurde zunächst von Schlehen freigestellt, zur Hälfte wurde eine Drainagefläche mit Lesesteinen von den Äckern im Umkreis geschaffen, darauf eine Lehmschicht gelegt und festgestampft, auf die dann lehmhaltiger (ungewaschener) Sand mit einer Schichtdicke von ca. 80cm aufgetragen wird. Auf die andere Hälfte der Fläche wird ebenfalls Sand aufgeschüttet, allerdings ohne Drainageschicht, hier soll ein feuchter Bereich entstehen, der mit Sand liebenden Blühpflanzen ausgestattet wird. Zufällig standen durch eine Gartenumgestaltung in der Nähe der Lehmkaul neun tonnenschwere Kalksteine zur Verfügung (vielen Dank dafür!), die kurzentschlossen mit in die Gestaltung einbezogen wurden. Insbesondere werden sie (hoffentlich) dazu beitragen, dass die Sandhügel auch bei Sturm und Starkregen ihre Form behalten. Ein schmaler Weg teilt die Fläche, so dass die Nisttätigkeit der Wildbienen aus nächster Nähe zu sehen sein wird.








Auch die Gestaltung der „Pfingstrosenlichtung“ schreitet voran: ein kleines Bienenhaus, ausgestattet mit einem speziell hierfür hergestellten Ziegelstein (Bienenstein terracotta, zu beziehen über Wildbiene.com) wartet auf die ersten Bewohner, eine Ring-Trockenmauer grenzt die Kanadische Goldruten ab und ein „wandernder“ Graben sorgt für den Lehm, der für die Drainageschicht des Sandariums gebraucht wird. Da , wo Lehm entfernt wurde und eine Mulde entstanden ist, werden direkt Pflanzen eingesetzt, die die Kühle und Feuchtigkeit in der Mulde zu schätzen wissen. Aus der obersten Bodenschicht über dem Lehm, die wurzel- und nährstoffreich ist, entsteht ein Hügel, auf dem andere Blühpflanzen wachsen, die trockene Bedingungen vertragen.



Der abgebrochene lange Ast der alten Eiche vom Weinberg hat in der hintersten Lehmkaul seine endgültige Lage gefunden, so wie schon die dicken Steine wurde auch er von der Fa. Tim Götten mit großer Geschicklichkeit und viel Feingefühl auf seine Position gesetzt. Auch hierfür vielen Dank.

Am 19.04.2023 hat das Entscheidungsgremium der LAG Vulkaneifel den Wildbienen- und Schmetterlingsgarten Berndorf als eingereichtes Bürgerprojekt bewertet, für förderwürdig befunden und eine Fördersumme von maximal 1850€ in Aussicht gestellt. Somit ist die Finanzierung der nächsten Projektschritte wie das geplante Sandarium und die weitere Ausstattung mit insektenfreundlichen, heimischen Pflanzen gesichert.
2022
Das Jahr 2022 hatte schon früh für Aufregung gesorgt, weltweit und auch in der Lehmkaul. Drei Stürme hintereinander im Februar hatten die alten Weiden ziemlich gerupft, und im Anschluß mussten eine ganze Reihe von großen Ästen von den Wegen geräumt werden.



Der Sommer 2022 war sehr trocken, was zur Folge hatte, dass ab Juli keine Wasserstellen mehr in der Lehmkaul vorhanden waren. Daher der Entschluß, an Stelle des 2021 angelegten Grabens einen kleinen Teich anzulegen.. Hatte sich doch der Graben im Winter kaum mit Wasser gefüllt und war schon im zeitigen Frühjahr trocken gefallen. Entsprechend hatte er weder für die Fortpflanzung von Amphibien noch als Tränke für Tiere einen Wert.
Der Teich wurde als Folienteich konzipiert, mit Schutzvlies unter einer 1mm starken Folie aus synthetischem Kautschuk. Er weist eine maximale Tiefe von 60 cm auf bei einer Oberfläche von ca. 12 m2, ungefähr die Hälfte der Fläche besteht aus Flachwasserzonen. Nach einer ersten Füllung mit 1250 Liter Wasser aus der Dorfquelle (Danke an Franz Schmitz!) füllte er sich im relativ regenreichen September bis zum Überlaufrand mit Regenwasser und ist seitdem sehr stabil in seinem Wasserstand. Bei einer geschätzten Gesamtfüllung von 2500 Liter wird er hoffentlich auch bei einem mehrmonatigen Ausfall von Regen noch Restwasser aufweisen, zur Not wäre aber auch ein Nachfüllen aus einem Wasserfaß möglich. Ende Oktober konnte ein Grasfrosch im Teich entdeckt werden, schon zuvor zeigten die Libellen lebhaftes Interesse an der neuen Wasserfläche.








Mit den Resten der Teichfolie wurden 2 weitere kleine Tümpel angelegt. Da sie nur eine Wassertiefe von weniger als 30cm aufweisen, werden sie bei länger dauernder Trockenheit austrocknen. Dies ist erwünscht, da so eine für die Entwicklung von Kaulquappen günstige Situation entsteht, zum einen erwärmt sich flaches Wasser rasch, was die Entwicklung beschleunigt und zum anderen sterben die meisten Freßfeinde der Quappen durch das Trockenfallen ab.
Im November wurde der Totholzanteil in der Lehmkaul deutlich erweitert, Stamm und Äste einer alten Eiche vom Weinberg wurden mit schwerem Gerät zur Lehmkaul transportiert und während die Äste noch vor dem Gelände auf ihren endgültigen Standort warten, wurde der Stamm über den Zaun gehoben und parallel zum vorderen Querweg abgelegt. Da das Eichenholz nur sehr langsam vermodert, werden die Käfer in den nächsten Jahrzehnten eine beständige Brutmöglichkeit im alten Eichenstamm vorfinden.
Wie schon im letzten Jahr, so gibt es auch für 2023 einen „Lehmkaul-Kalender„. Einzelne Exemplare können noch über Ansgar Groß zum Selbstkostenpreis von 9,95 € bestellt werden. Da die einzelnen Blätter nicht im Kalender selbst erläutert werden, hier in Kurzform die:
Informationen zum Berndorfer Lehmkaulkalender 2023
Titelblatt: Herbstimmung in der „Pfingstrosen-Lichtung“
Januar: Ringeltaubennest in Baumkrone
Februar: Winterlinge im Reif
März: Kleiner Fuchs an Weidenkätzchen
April: Dichternarzissen
Mai: Aurorafalter sorgen für Nachwuchs
Juni: verschiedene Schmetterlinge (links oben Zitronenfalter an Kartäusernelke, links unten Goldhaar-Rindeneule, rechts oben Kaisermantel an Distelblüte, rechts Mitte Kleiner Feuerfalter, rechts unten Bläuling und Weichkäfer an Distelblüte)
Juli: links oben Wildblumenbeet vor der Lehmkaul, links unten Roesels Beißschrecke, rechts von oben nach unten Gefleckter Weidenblattkäfer auf Brennnessel. Fliegen an Großer Wiesenknopf, Grashüpfer, Tatzenkäfer
August: verschiedene Hummeln an blauen / violetten Blüten
September: der neue Teich
Oktober: Grasfrosch im neuen Teich
November: Büschelpilze
Dezember: alte Salweide im Winterlicht
Fotos: Leo Mattelé, alle Fotos wurden 2022 in der Lehmkaul aufgenommen