2024
Oktober 2024
Eine traurige Nachricht für den Oktober: Joost Becker ist überraschend gestorben. Von Beginn der Arbeiten in der Lehmkaul war er engagiert dabei, hat mit Tümpelgruben gegraben, Wege freigestellt und Sand geschaufelt bei der Anlage der Sandhügel. Er war von der Natur begeistert und besuchte oft die Lehmkaul, um die Schönheit und Vielfalt der Natur auf sich einwirken zu lassen. Wir werden ihn sehr vermissen.
September 2024
Der September war der Erfassung der Heuschrecken in der Lehmkaul gewidmet. Die Entwicklung über die verschiedenen Larvenstadien ist jetzt abgeschlossen, was die Bestimmung der Arten erleichtert. Eine Auflistung und Fotodokumentation der bisher erfassten Arten findet sich unter -> andere Tierarten -> Heuschrecken.
Im Mai war das bisherige Holzgestell für die Infotafel vor der Lehmkaul durch ein Metallgestell ersetzt worden, dieses Gestell entspricht den anderen Infotafeln in Berndorf und bietet mehr Platz für weitere Informationen. So konnten jetzt neben der ursprünglichen Tafel 2 Tafeln hinzugefügt werden, die ein Spektrum von bisher in der Lehmkaul erfassten Schmetterlingen, Wildbienen, Käfern, verschiedenen anderen Insekten, Amphibien, Reptilien und Vögeln zeigen. Außerdem wurde neben der Infotafel eine Plexiglasbox installiert, worin Informationsbroschuren, Flyer u.a. zum Mitnehmen angeboten werden.
August 2024
Ende August konnte erstmals eine Wespenspinne in der Lehmkaul fotografisch erfasst werden. Die eindrucksvolle Spinne, die in und um Berndorf nicht selten anzutreffen ist, zeigt ein wespenähnliches Muster, wobei nur die Weibchen so gezeichnet sind. Die Männchen sind unscheinbar gefärbt, viel kleiner als die Weibchen und, für uns Menschen nur schwer nachvollziehbar, sie werden nach der Begattung oft von den Weibchen aufgefressen. Für den Menschen ist der Biss der Wespenspinne ungefährlich, ihre Lieblingsspeise sind Heuschrecken. Aus der Anwesenheit einer Wespenspinne kann man sogar schließen, dass hier ein reiches Vorkommen an Heuschrecken zu finden ist. (Über die Heuschreckenarten in der Lehmkaul demnächst mehr.)
Am 5. und 6. des Monats war Dietmar Borbe, Schmetterlingsexperte aus Heiligenhaus wieder zu Besuch in Berndorf und wir konnten noch einmal auf Nachtfalterjagd gehen. Wieder wurde ein Lichtzelt aufgebaut und es wurde zusätzlich eine Eimerfalle aufgestellt. Die Ausbeute (demnächst mehr unter „Schmetterlinge“) konnte sich wieder sehen lassen. Als besonderes Highlight flog ein Brauner Bär das Lichtzelt an. Dieser geschützte, wunderschöne Nachtfalter, der sich tags meistens in der Vegetation versteckt, gilt als ein „hochempfindlicher Bioindikator für naturnahe Biozönosen“ (zitiert nach Wikipedia). Sein Vorkommen weist auf eine naturnahe Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren hin. Gleichzeitig ist er ein „Kulturflüchter“, d.h. er meidet die aufgeräumten Grünflächen wie Parks oder Ziergärten.
Juli 2024
Die bisher in der Lehmkaul angelegten Wege sind überwiegend Trampelpfade, die dazu dienen, die interessanten Bereiche des Geländes zu erreichen, um einen Eindruck von der Vielfalt von Fauna und Flora zu bekommen. Leider hat sich in diesem bisher sehr regenreichen Jahr gezeigt, dass die Weinbergschnecken diese Pfade auch gerne besetzen und, wenn sie sich im niedrigen Bewuchs der Pfade verstecken, dadurch sehr gefährlich leben. Deshalb startet gerade der Versuch, die Pfade so umzugestalten, dass sich dichter Bewuchs nicht mehr einstellen kann und die Schnecken besser gesehen werden können. Dafür werden, zunächst in der hintersten Lichtung, die Wege durch Lehmaushub vom neuen Tümpel leicht erhöht, um dann mit einer Schicht von „Mineralbeton“ (eine Mischung aus fein gemahlenem Kalkstein und kleinen Kalksteinchen) bedeckt zu werden. Dieses Material stammt aus der Region und wurde im letzten Jahr rund um Berndorf für die Erneuerung der Wirtschaftswege eingesetzt. Vielleicht können auch die Wildbienen von dieser weitgehend vegetationsfreien Fläche profitieren.
Langsam entsteht das Bodenprofil für den nächsten Tümpel.
Mai / Juni 2024
Nach der Erinnerung der älteren Berndorfer befanden sich auf dem Gelände der Lehmkaul nach Beendigung der Lehmgewinnung bis zu 10 Tümpel, darunter war eine größere Wasserfläche im hinteren Bereich , die auch im Sommer nicht trocken fiel. Entsprechend gab es eine reiche Besiedelung der Fläche mit Amphibien (Frösche, Kröten, Molche und Feuersalamander). Um diesen Zustand eines wertvollen Sekundärbiotops wieder herzustellen, wurden bisher 4 neue Wasserflächen geschaffen (zusätzlich zu den Grundwassertümpeln im mittleren Lehmkaulbereich, die regelmäßig im Sommer trocken fallen), ein weiterer Tümpel im hinteren Bereich ist gerade in Arbeit. Leider gelingt es wegen der Verfüllung der ehemaligen Tümpel mit Abraum in den 1970iger Jahren nicht mehr, Teichgruben herzustellen, wo sich Wasser von alleine halten kann (es sei denn, man würde die kompletten Aufschüttungen wieder entfernen), aber wenn neu gegrabene Gruben mit einer umweltverträglichen EPDM Folie ausgelegt werden, entstehen so doch Tümpel, die sich mit Regenwasser füllen und neuen Lebensraum für Amphibien bieten.
Und da die Folientümpel, im Gegensatz zu den Grundwassertümpeln, ganzjährig Wasser vorhalten, können sich jetzt Libellen in der Lehmkaul ansiedeln, deren Larven für ihre Entwicklung im Wasser in der Regel ein oder zwei Jahre benötigen. Bisher wurden 2 Libellenarten fotografisch dokumentiert (dies gelingt am besten, wenn die Libellen in der Vegetation ruhen , im Flug sind die Libellen viel schwieriger fotografisch zu erfassen).
Am 21.5.24 um 13 Uhr war der SWR zu Besuch in der Lehmkaul. Für die SWR Landesschau wurde ein kleines Portrait von Berndorf und seinen 4 Bürgermeistern gedreht. Wie schön, dass die Lehmkaul dabei als ehrenamtliches Naturschutzprojekt Erwähnung fand. Und wenn es auch ungewohnt war, vor Kamera und Mikrofon durch die regennasse Lehmkaul zu laufen, spannend war die Aktion auf jeden Fall. Gesendet wurde der Beitrag am 7.6.24, unter https://www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/so-machen-wirs-berndorf-in-der-eifel-das-dorf-ohne-buergermeister-100.html kann man den Beitrag sehen.
Die Infotafel vor der Lehmkaul wurde auf ein neues Gestell montiert. Das neue Metallgestell hat die für alle Dorf-Infotafeln typische Form , bietet mehr Platz (2 ergänzende Tafeln mit Beispielen aus Fauna und Flora der Lehmkaul sind in Vorbereitung) und kann rückseitig mit einer weiteren Wildbienennistmöglichkeit bestückt werden. Und da das neue Gestell fachgerecht einbetoniert wurde, brauchen wir die kommenden Stürme nicht zu fürchten.
April 2024:
Eine sehr willkommene Spende (vielen Dank!) von 2 Tonnen sortierter Kalksteine , die aus dem Steinbruch zwischen Kerpen und Berndorf stammen, lag Ende April vor der Lehmkaul und wartete auf Verarbeitung. Und was lag näher, als eine weitere Trockenmauer damit zu schaffen oder genauer gesagt einen Steine-Wall, der eine Fläche, die überwiegend mit Gräsern und Stauden bewachsen ist von einer Brennnessel-/Brombeerfläche trennt. Die Steine wurden passgenau verlegt (und nicht nur aufgeschüttet), was ein Verrutschen der Steine verhindern soll, die Krone des Walls mit wenig Lehmerde bedeckt und mit Weißem Mauerpfeffer bepflanzt. Den ersten Besuchern, die sich das neue Bauwerk angeschaut haben, fiel auf, dass der Wall vom oberen Ende betrachtet die Form eines Walfischs hat, also ist es eigentlich kein Steine-Wall sondern ein steinerner Wal.
Nachweis des Kleinen Nachtpfauenauges in der Lehmkaul: Einer der schönsten und größten heimischen Nachtfalter ist schon sehr früh im Jahr unterwegs zum Paarungsflug, dabei werden die Männchen von den Weibchen durch ein Pheromon (ein Sexuallockstoff) angelockt und genau ein solches Pheromon wurde uns von Dietmar Borbe, Schmetterlingsexperte aus Heiligenhaus, zur Verfügung gestellt, um nachzuweisen (oder auszuschließen), ob der Falter in der Lehmkaul vorkommt. An einem warmen Nachmittag Anfang April, nach gut 2 Stunden Suche (dass heißt, wedeln mit dem in einem gelöcherten alten Fotodöschen befindlichen Pheromon und dabei auf der Fläche herumlaufen) schwirrte der Falter plötzlich sehr aufgeregt um das Fotodöschen herum, ein Foto war zunächst nicht drin, dafür flog der Falter viel zu schnell. Am gleichen Tag konnten in Berndorf schließlich noch 3 weitere Kleine Nachtpfauenaugen angelockt werden. Wenige Tage später, inzwischen war es wieder winterlich kalt, konnte der Falter dann auch ohne Lockstoff bei Baumpflegearbeiten auf der NABU-Streuobstwiese an einem Baumstamm sitzend entdeckt werden, und wegen der Kälte war er gar nicht mehr beweglich, so konnte mit Ruhe ein Portraitfoto aufgenommen werden.
Am 17.4.24 erschien im Trierer Volksfreund ein Artikel über das Kleine Nachtpfauenauge, angeregt durch Dietmar Borbe. Auslöser war der Nachweis des Falters in Berndorf und es wurde auch noch eine spezielle Info zur Lehmkaul dazu gesetzt, vielen Dank dafür.
März 2024: Da der März viele warme Tage aufzuweisen hatte, fanden sich schon früh an dem 2022 fertig gestellten Folienteich eine größere Anzahl von Erdkröten (und Bergmolchen) ein. Da die Erdkröten sich beim Paarungsspiel kaum stören lassen, kann man sie auch tagsüber sehr gut beobachten. Bei den Erdkröten herrscht immer ein deutlicher Überschuß an männlichen Tieren, so dass auf 1 Weibchen 3 oder mehr Männchen kommen. Dies führt dazu, und das war gut zu beobachten in der Lehmkaul, das ein Weibchen manchmal von so vielen Männchen umklammert wird, dass es im Wasser keine Chance mehr hat , zum Luftholen an die Oberfläche zu kommen und ertrinkt. Den Laich der Erdkröten erkennt man an den langen doppelten Schnüren, aus denen, je nach Temperatur und Wetter, nach 2 bis 3 Wochen die jungen Kaulquappen schlüpfen.
Februar 24: nachdem von einem Acker am Weinberg wieder eine größere Menge Kalksteine abgesammelt werden konnte und mit Hilfe von Traktor und Hänger (Danke an Franz Schmitz!) zur Lehmkaul transportiert wurde, konnte hiermit der Felsengarten im vorderen Bereich der Lehmkaul erweitert werden, wie schon in Abschnitten über jetzt 4 Jahre wurden die Steine wieder zu einem Hügel mit randständiger Trockenmauer und runden Aussparungen gestapelt, die Ausparungen werden mit umgedrehten Grassoden gefüllt, so dass später hier gepflanzte Stauden Bodenkontakt haben. Ohne Bodenkontakt , in nur wenig Erde/Sand auf einem kleinen Plateau oben auf dem Hügel werden Fettgewächse wie Mauerpfeffer eingesetzt. Als Besonderheit wird eine kleine Teichwanne versteckt in die Steine eingesetzt, die mit Lehmsand gefüllt wird, so dass für Wildbienen ein (je nach Regen) ständiges Angebot an feuchtem Lehm vorgehalten wird.
Januar 24: vor der Lehmkaul soll ein ca. 10 m2 großer Streifen neu eingesäht werden mit einer Wildblütenrasen-Mischung, die regelmäßig geschnitten werden kann, ohne dass die blühenden Kräuter dadurch verschwinden. Voraussetzung für die Einsaat (geplant März 2024) ist die Entfernung der jetzigen Grassoden in dem Bereich, (die haben schon an anderer Stelle in der Lehmkaul Verwendung gefunden). Der Boden wird vor der Einsaat durch Sandzusatz abgemagert, was die Chance erhöht, dass die blühenden Kräuter aus der Mischung sich gegen die Pflanzen durchsetzen können, die eher die fetten Böden lieben und deutlich weniger artenreich sind.
Der im Oktober 23 begonnene zweite Folienteich ist fertig, wieder wird die EPDM-Folie (Stärke 1,1 mm) durch ein Vlies geschützt, das Bodenprofil wird durch die großen Wurzeln der nahe wachsenden Weide bestimmt, ein Teil der Flachwasserzone ist mit flachen Hasselsandsteinen ausgelegt, der äußere Rand der Folie wird durch ausgelegte Grassoden überdeckt. Die Gräser werden in Wasserrichtung wachsen und mit dafür sorgen, das der Tümpel im Sommer austrocknet, was gewollt ist, da so die Amphibien keine Freßfeinde wie Libellenlarven oder Fische vorfinden. Folie und Vlies konnten über die LEADER- Förderung finanziert werden, vielen Dank dafür.
2023
Anfang November bzw. Anfang Dezember trafen die über die LEADER-Förderung gekauften Bäume und Sträucher ein (Faulbaum, Kreuzdorn, Vogelbeere, Felsenbirne, Speierling, Elsbeere, Wilde Himbeere, Stechpalme, Traubenkirsche), bis zum Jahresende waren alle gepflanzt und, wo nötig, mit einem Schutz vor Verbiß und Fegen ausgestattet.
Der Lehmkaul-Kalender 2024 ist fertig (leider mit 11.95 teurer geworden) und kann bis Anfang Dezember über Ansgar Groß bestellt werde.
Erläuterungen zum Lehmkaulkalender 2024: Titelblatt: Blütenstand der heimischen Fetthenne mit Hummel (Dunkle Erdhummel), Schmetterling (Kleiner Feuerfalter) und Biene (nicht bestimmt)/Januar: schneebedeckte Baumflechte (Flechten zeigen gute Umweltbedingungen an, sie schaden dem Baum nicht)/Februar: Frühlingsseidenbienen (Wildbiene des Jahres 2023) an blühenden Winterlingen/März: Schachbrettblumen (sie sind in ihren natürlichen Vorkommen stark gefährdet, in der Lehmkaul wurden sie in eine kleine nasse Wiese eingepflanzt und vermehren sich dort sehr gut, die Hummeln wissen das zu schätzen)/April: junge Erdkröte (geschätzt einjährig, das Vorkommen der Erdkröten ist an Laichgewässer gebunden)/Mai: Doldenmilchstern (schön, aber giftig)/Juni: junger Grünspecht (die Geschwister sind schon ausgeflogen, er traut sich noch nicht)/Juli: Dunkle Erdhummel, mit Pollen beladen, Heckenrose und Landschaft/August: Admiral (einer unserer schönsten Tagfalter) auf Weißem Mauerpfeffer/September: Scharlachroter Feuerkäfer (bis 18mm lang, man findet ihn an Blüten und an Totholz)/Oktober: reife Früchte vom Gewöhnlichen Schneeball (diese Früchte, für den Menschen giftig, sind sog. Wintersteher, sie werden von den Vögeln erst gefressen, wenn nichts besseres mehr da ist)/November: Pappelschwärmer (fast handtellergroßer Nachtfalter, der tags wegen seiner guten Tarnung nur selten zu sehen ist, seine Raupen fressen an Pappeln und Weiden)/Dezember: Scharlachroter Kelchbecherling (nach Roter Liste als „gefährdet“ eingestufter Pilz, der auf faulendem Weidenholz wächst und im Winter und Frühjahr bis in den Mai hinein auftritt, nicht giftig); Fotos Leo Mattelé;
Am 15. September 2023 hat Dietmar Borbe, Schmetterlingsexperte aus Heiligenhaus, noch einmal für eine Nachtfalter-Bestimmungsaktion die Lehmkaul besucht und wiederum konnten eine Reihe von interessanten Nachtfaltern nachgewiesen werden (unten eine Auswahl). Er hat darüber einen Bericht verfaßt, der in überarbeiteter Form am 29.9.23 im Trierischen Volksfreund erschienen ist. (Der spektakulärste Falterfund allerdings an diesem Wochenende, der Mitanlaß war für den Bericht, war ein Blaues Ordensband, ein sehr seltener und geschützer Nachtfalter, der konnte zwar nicht in der Lehmkaul, aber in einem nahegelegenen Berndorfer Naturgarten angelockt werden.)
Am Samstag, den 9. September 2023 fand eine weitere öffentliche Führung in der Lehmkaul statt, organisiert von der NABU-Gruppe Kylleifel. Susanne Venz und Leo Mattelé konnten den elf Teilnehmern die Besonderheiten von Fauna und Flora in der Lehmkaul zeigen und auch über die Möglichkeiten der Gestaltung des Geländes diskutieren. Hingewiesen wurde auch auf die Notwendigkeit zur Pflege eines solchen Sekundärbiotops. Nach einer fast 3-stündigen Führung war allgemeiner Konsens, dass auch auf verhältnismäßig kleinen Flächen wie der Lehmkaul ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt geleistet werden kann.
Am 5. August 2023 fand der Berndorfer Bürgertreff direkt an der Lehmkaul statt (statt wie sonst am Gemeindehaus), mit der Möglichkeit, das Gelände im Rahmen des Bürgertreffs mit einer Führung oder auf eigene Faust zu erkunden. Obwohl das Wetter nicht ideal war, fand die Idee reichlich Zuspruch. Und sowohl die Führungen als auch Getränke und Gegrilltes wurden zahlreich und gerne in Anspruch genommen. Ein kurzer Bericht in GEROLSTEIN AKTUELL Ausgabe 32/2023 verteilte die Information auch über die Grenzen von Berndorf hinaus. Eine Werbung für den Naturschutz in Berndorf und in der Verbandsgemeinde Gerolstein war die Veranstaltung auf jeden Fall. Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön.
Am 16. und 17. Juli 2023 fand eine ganz besondere Aktion in der Lehmkaul statt: Mit Hilfe und unter Anleitung des Schmetterlingsexperten Dietmar Borbe aus Heiligenhaus, Kreis Mettmann, (herzlichen Dank dafür!) sollten die nachtaktiven Falter der Lehmkaul (oder zumindest ein Teil davon) erfasst werden.
Die nachtaktiven Falter sind meist nicht so spektakulär gezeichnet wie die tagaktiven Schmetterlinge (es gibt Ausnahmen!) und man muß schon ganz genau hinsehen, wenn man tagsüber einen Nachtfalter entdecken will, da sie sehr gut getarnt sind (siehe Foto von Hoplodrina blanda, aufgenommen in der Lehmkaul am 19.7.23 um 11.11).
Um von Beginn der Dämmerung an die nachtaktiven Falter in der Lehmkaul anzulocken, wurden 2 verschiedene Methoden angewendet: zum einen wurde ein Lichtzelt aufgebaut (ein Gazezelt, das von innen mit einer Spezialleuchte angestrahlt wird), von dem zahlreiche Falter angelockt wurden. Bei der zweiten Methode benutzt man einen Köderanstrich aus süßem Sirup, gemischt mit einer stark duftenden Flüssigkeit (z.B. Glühwein), die auf glatte Holzflächen aufgetragen wird. An zwei Abenden wurde über jeweils zwei Stunden bis kurz vor Mitternacht beobachtet und die verschiedenen Köderstellen immer wieder mit der Taschenlampe abgesucht. Die angelockten Falter wurden zum Teil direkt per Foto dokumentiert, einige besonders attraktive oder schwierig zu bestimmende Arten in Spezialgläsern eingefangen und am nächsten Morgen bei Tageslicht fotografiert. Die meisten Arten konnten von Dietmar Borbe direkt bestimmt werden, für einige Bestimmungen war eine sorgfältige Analyse der Fotos später zu Hause nötig.
Eine weitere Unternehmung galt dem Nachweis von Glasflüglerschmetterlingen in der Lehmkaul. Glasflüglerschmetterlinge leben sehr versteckt, aber sie lassen sich mit sogenannten Pheromonfallen anlocken. Tatsächlich konnten am Abend des 16.7. zwei Arten in einer Falle, die am Nachmittag aufgehängt worden war, nachgewiesen werden. Nach dem Foto-Shooting wurden die Falter natürlich sofort wieder freigelassen.
Nach Einschätzung von Dietmar Borbe wurde mit der bisherigen Ausbeute an Nachtfaltern nur ein Bruchteil der tatsächlich auf dem Gelände vorkommenden Arten erfaßt. Weitere Nachtfalter-Aktionen sind geplant.
Mai 2023: Das für 2023 geplante Sandarium, also die Sandfläche, die einer großen Anzahl an Wildbienenarten als Nistort dienen wird, nimmt Gestalt an. Eine Fläche von ca. 25 m2 in der hintersten Lehmkaul wurde zunächst von Schlehen freigestellt, zur Hälfte wurde eine Drainagefläche mit Lesesteinen von den Äckern im Umkreis geschaffen, darauf eine Lehmschicht gelegt und festgestampft, auf die dann lehmhaltiger (ungewaschener) Sand mit einer Schichtdicke von ca. 80cm aufgetragen wird. Auf die andere Hälfte der Fläche wird ebenfalls Sand aufgeschüttet, allerdings ohne Drainageschicht, hier soll ein feuchter Bereich entstehen, der mit Sand liebenden Blühpflanzen ausgestattet wird. Zufällig standen durch eine Gartenumgestaltung in der Nähe der Lehmkaul neun tonnenschwere Kalksteine zur Verfügung (vielen Dank dafür!), die kurzentschlossen mit in die Gestaltung einbezogen wurden. Insbesondere werden sie (hoffentlich) dazu beitragen, dass die Sandhügel auch bei Sturm und Starkregen ihre Form behalten. Ein schmaler Weg teilt die Fläche, so dass die Nisttätigkeit der Wildbienen aus nächster Nähe zu sehen sein wird.
Auch die Gestaltung der „Pfingstrosenlichtung“ schreitet voran: ein kleines Bienenhaus, ausgestattet mit einem speziell hierfür hergestellten Ziegelstein (Bienenstein terracotta, zu beziehen über Wildbiene.com) wartet auf die ersten Bewohner, eine Ring-Trockenmauer grenzt die Kanadische Goldruten ab und ein „wandernder“ Graben sorgt für den Lehm, der für die Drainageschicht des Sandariums gebraucht wird. Da , wo Lehm entfernt wurde und eine Mulde entstanden ist, werden direkt Pflanzen eingesetzt, die die Kühle und Feuchtigkeit in der Mulde zu schätzen wissen. Aus der obersten Bodenschicht über dem Lehm, die wurzel- und nährstoffreich ist, entsteht ein Hügel, auf dem andere Blühpflanzen wachsen, die trockene Bedingungen vertragen.
Der abgebrochene lange Ast der alten Eiche vom Weinberg hat in der hintersten Lehmkaul seine endgültige Lage gefunden, so wie schon die dicken Steine wurde auch er von der Fa. Tim Götten mit großer Geschicklichkeit und viel Feingefühl auf seine Position gesetzt. Auch hierfür vielen Dank.
Am 19.04.2023 hat das Entscheidungsgremium der LAG Vulkaneifel den Wildbienen- und Schmetterlingsgarten Berndorf als eingereichtes Bürgerprojekt bewertet, für förderwürdig befunden und eine Fördersumme von maximal 1850€ in Aussicht gestellt. Somit ist die Finanzierung der nächsten Projektschritte wie das geplante Sandarium und die weitere Ausstattung mit insektenfreundlichen, heimischen Pflanzen gesichert.
2022
Informationen zum Berndorfer Lehmkaulkalender 2023
Titelblatt: Herbstimmung in der „Pfingstrosen-Lichtung“ / Januar: Ringeltaubennest in Baumkrone / Februar: Winterlinge im Reif / März: Kleiner Fuchs an Weidenkätzchen / April: Dichternarzissen / Mai: Aurorafalter sorgen für Nachwuchs /Juni: verschiedene Schmetterlinge (links oben Zitronenfalter an Kartäusernelke, links unten Goldhaar-Rindeneule, rechts oben Kaisermantel an Distelblüte, rechts Mitte Kleiner Feuerfalter, rechts unten Bläuling und Weichkäfer an Distelblüte) /Juli: links oben Wildblumenbeet vor der Lehmkaul, links unten Roesels Beißschrecke, rechts von oben nach unten Gefleckter Weidenblattkäfer auf Brennnessel, Fliegen an Großer Wiesenknopf, Grashüpfer, Tatzenkäfer / August: verschiedene Hummeln an blauen u. violetten Blüten / September: der neue Teich / Oktober: Grasfrosch im neuen Teich / November: Büschelpilze / Dezember: alte Salweide im Winterlicht / Fotos: Leo Mattelé, alle Fotos wurden 2022 in der Lehmkaul aufgenommen