Schmetterlinge in der Lehmkaul
Das Vorkommen von Schmetterlingen in einem Lebensraum ist an verschiedene Bedingungen geknüpft. Die wichtigsten Voraussetzungen für ein zahlreiches und artenreiches Vorkommen sind einerseits das Vorhandensein von offenen Flächen, die mit Gräsern und blühenden Pflanzen bewachsen sind (in einem geschlossenen Wald gibt es fast keine Falter) und zum anderen braucht es eine reiche Auswahl an Raupenfutterpflanzen.
Letztere finden sich in der Lehmkaul in Überfülle. Neben reichlichem Brennnessel- und Brombeervorkommen bieten auch Sträucher und Bäume wie Weide, Schlehe und Weißdorn den Raupen zahlreicher Arten eine gesicherte Nahrungsgrundlage. Schwieriger ist die Situation bei den Blühpflanzen. Schmetterlinge suchen blühende Pflanzen auf, um sich selber mit Energie aus den Blüten zu versorgen und um dann für Nachwuchs zu sorgen. Und hierbei ist es für das Vorkommen einer Artenvielfalt wichtig, dass den Schmetterlingen vom Frühjahr bis zum Herbst ein stetiges Blütenangebot in ausreichender Menge geboten wird.
In den letzten 20 Jahren konnte man in der Lehmkaul beobachten, dass sich wenige Pflanzenarten kontinuierlich vermehrt haben und andere Arten verdrängt wurden, so dass das Blütenangebot übers Jahr sehr unterschiedlich ausfiel. Vor allem die Kanadische Goldrute, die sich zuletzt in allen offenen Flächen der Lehmkaul ausgebreitet hat, sorgt zwar für ein reiches Angebot an Pollen ab Mitte August, verhindert aber gleichzeitig, dass sich bis dahin ganzjährig ein größeres Blütenangebot einstellen kann. Auch die Schlehen und Weißdorne breiten sich, wenn man sie läßt, unerbittlich aus und verkleinern so die mit Gräsern oder blühenden Pflanzen bewachsenen Flächen.
Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, die weitere Ausdehnung der wuchernden Pflanzen zu stoppen und die Vielfalt der Blütenpflanzen zu erhöhen.
Schmetterlinge 2020
Man kann davon ausgehen, dass die 2020 in der Lehmkaul beobachteten Schmetterlinge hier oder in der unmittelbaren Umgebung vorkommen, unabhängig von den in diesem Jahr begonnen Veränderungen auf dem Gelände.
Das Jahr war sehr trocken mit sehr vielen Sonnenstunden, was sicherlich die Beobachtung der Falter erleichtert hat. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit lässt sich für 2020 sagen, dass die in den Gärten Berndorfs und in der Umgebung des Dorfes noch häufig anzutreffenden Schmetterlinge auch in der Lehmkaul regelmäßig anzutreffen waren. Neben dem Aurorafalter im Frühjahr waren das im Verlauf des Jahres Tagpfauenauge, Admiral, Kleiner Fuchs, Schachbrettfalter, Zitronenfalter, Schornsteinfeger, Ochsenauge, Kleiner Heufalter, Landkärtchen, Braun-Dickkopffalter und Brauner Feuerfalter. Das Waldbrettspiel, einer der wenigen im lichten Wald vorkommenden Schmetterlinge, fand sich im mit Bäumen bewachsenen mittleren Teil der Lehmkaul, die übrigen Falter wurden ausschließlich in den offenen Partien des Geländes angetroffen.
Der Kleine Feuerfalter als Pionierart konnte 2020 besonders häufig beobachtet werden. Zu den besonderen, nicht häufig vorkommenden oder unter besonderem Schutz stehenden Schmetterlingen konnte der Kleine Perlmuttfalter und der Nierenfleck-Zipfelfalter beobachtet werden.
Schmetterlinge 2021
2021 war ein Jahr mit kühleren Temperaturen, durchschnittlichen Regenmengen und, im Vergleich zu 2020, weniger Sonnenstunden. Dennoch war das Vorkommen an Schmetterlingen in der Lehmkaul nicht geringer als im Vorjahr, eher das Gegenteil war der Fall, möglicherweise aufgrund des schon deutlich größeren Blütenangebots. Die Artenvielfalt entsprach der des letzten Jahres, von den häufigen Schmetterlingen waren in diesem Jahr auch regelmäßig die Weißlinge zu beobachten, die sich gerne an den neu angepflanzten Blutweiderichblüten niederließen. Neben Großem und Kleinem Kohlweißling waren gelegentlich Grünaderweißling sowie Mauerfuchs, C-Falter und Rundaugenmohrenfalter anzutreffen.
falter
Auch die Nachtfalter, die naturgemäß schwieriger zu erfassen sind, konnten jetzt regelmäßig angetroffen werden. Fotografisch festgehalten wurde nur ein kleiner Anteil, nämlich die, die auch tagsüber unterwegs sind. Als Beispiel für eine enge Falter-Wirtspflanzen-Abhängigkeit konnte über Wochen die auffällig bunt gezeichnete Raupe des Braunen Wollmönchs an einer Gruppe von Königskerzen beobachtet werden, der einzigen Futterpflanze für diese Falter.
Als besondere Schmetterlinge für 2021 zu nennen sind Gelbwürfliger Dickkopffalter, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Pflaumen-Zipfelfalter und Russischer Bär. Sie zählen zum Teil zu den in RLP besonders geschützten Faltern.
Schmetterlinge 2022
2022 war ein sonnenreiches und entsprechend schmetterlingsreiches Jahr. Wiederum konnten einige Schmetterlingsarten erstmals in der Lehmkaul beobachtet werden, wie z.B. der Kaisermantel, Schmetterling des Jahres 2022, der in und um Berndorf regelmäßig vorkommt, meist allerdings an lichten Stellen im Wald. Ansonsten waren die meisten der schon 2020 und 2021 beschriebenen Falterarten zu beobachten, besonders häufig waren dabei der Aurorafalter, der Braun-Dickkopffalter, das Tagpfauenauge, der Kleine Feuerfalter und der Zitronenfalter.
Schmetterlinge 2023
2023 ist gekennzeichnet durch ein nasses kühles Frühjahr, einen trockenen Sommer und einen regenreichen warmen Herbst. Die folgenden Tagfalter und am Tag fliegenden Nachtfalter konnten erstmals in der Lehmkaul fotografisch dokumentiert werden:
Die Raupen der Zwetschgen-Gespinstmotte fressen regelmäßig die befallenen Schlehen kahl, trotzdem erholen sich die Sträucher wieder, wenn die Raupen sich verpuppen. Der Raupenfraß an den bisher nur einzelnen Faulbaumexemplaren zeigt den Bedarf an weiteren Raupenfutterpflanzen für den Zironenfalter in der Lehmkaul.
Bei 2 Nachtfalterbestimmungsaktionen im Juli und im September 23 konnten erwartungsgemäß eine große Zahl von Nachtfaltern in der Lehmkaul nachgewiesen werden. Eine Besonderheit war der Nachweis des Kleinen Eichenkarmins, der zu den seltenen und geschützten Schmetterlingen gehört. Er ist sehr wärmebedürftig und sein Vorkommen paßt zur Tatsache, dass die Durchschnittstemperaturen auch in der Eifel langsam ansteigen.
Als besonders eindrucksvoller Nachtfalter konnte der Pappelschwärmer angelockt werden, er ist fast handtellergroß und durch seine nach vorne gestellten Hinterflügel eine imposante Erscheinung. Seine Raupen fressen an Pappel- oder Weidenblättern, ein ausgewachsener Falter nimmt keine Nahrung mehr auf.
Für die sehr zeitaufwändige und großes Fachwissen erfordernde Bestimmung der in der Lehmkaul fotografierten Nachtfalter nochmals ein herzliches Dankeschön an Dietmar Borbe, Schmetterlingsexperte aus Heiligenhaus.
Schmetterlinge 2024
Das regenreichste Jahr seit langem! Da die Tagfalter Sonne benötigen um sich wohlzufühlen, war die Zahl der beobachteten Schmetterlinge insgesamt gering und es wurden nur wenige neue Tagfalterarten in diesem Jahr in der Lehmkaul gefunden. Nachtfalter, die sich tagsüber in der Vegetation verstecken, konnten hingegen häufiger als in den letzten Jahren fotografisch erfasst werden.
Im April konnte mit Hilfe eines Pheromons das Kleine Nachtpfauenauge in der Lehmkaul angelockt und somit nachgewiesen werden. Dieser attraktive Nachtfalter war auch an anderen Orten in Berndorf nachweisbar, kommt also bei uns gar nicht so selten vor, aber man bekommt ihn normalerweise nicht zu Gesicht.
Bei 2 Nachtfalterbestimmungsaktionen im August und Oktober konnten wiederum eine ganze Reihe von Nachtfaltern erstmals nachgewiesen werden, ein ganz besonderes Highlight war der Braune Bär, zu dem Johanna Romberg in ihrem Buch „Der Braune Bär fliegt erst nach Mitternacht“ einen spannenden Bericht liefert, das Buch ist auch insgesamt sehr empfehlenswert!
Im August 24 konnten zusätzlich die folgenden Nachtfalter erstmals nachgewiesen Werden:
Anfang Oktober war die Anzahl neuer Arten geringer, aber es gelang eine der sog. Herbsteulen nachzuweisen:
Und erneut sei Dietmar Borbe, Schmetterlingsexperte aus Heiligenhaus, herzlich gedankt, er stellte das Pheromon für das Kleine Nachtpfauenauge zur Verfügung, leitete die beiden Bestimmungsaktionen für die Nachtfalter und hatte den Tipp, im Buch von Johanna Romberg über den Braunen Bären nachzulesen. Und seine Hilfe bei der Nachtfalterbestimmung war, wie schon im letzten Jahr, sehr hilfreich und willkommen.