Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)* stammt ursprünglich aus Nordamerika. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie erstmals in englische Gärten gepflanzt, konnte sich aber bald ausbreiten, weil sie sehr vermehrungsfreudig ist und in England keine natürlichen Gegenspieler hatte. Bis heute hat sie sich in ganz Europa ausgebreitet. Hauptsächlich werden die Goldrutensamen vom Wind verbreitet, manchmal wird die Goldrute aber auch von Imkern als Bienenweide angepflanzt. Hat sie erst einmal Fuß gefasst, so breitet sie sich über Wurzelausläufer in die Umgebung aus. Heute gibt es in Deutschland kaum eine Brache oder einen Eisenbahn- und Autobahn-Randstreifen, der nicht von ihr besiedelt wird.
Die Goldrute erfreut den Betrachter im August und September durch eine goldgelbe Blütenpracht, die Blüten sind sehr ergiebige Pollen- und Nektarspender für Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer. Zwischen den Stängeln finden sich im Herbst reichlich Spinnennetze und Vögel, wie die Dorngrasmücke brüten im Schutz der Stängel in einem Nest, das sie dicht über dem Boden in die Stängel hineinbauen. Auch andere Tiere wie Kröten oder Eidechsen verstecken sich gern in den Goldruten.
Die Goldrute wächst verdrängend, das heißt, ihr dichtes Wurzelnetz lässt keine anderen Pflanzen überleben, selbst Schlehen, die sich anderswo immer durchsetzen, haben inmitten von Goldruten keine Chance.
Um in der Lehmkaul blühende Pflanzen von Frühjahr bis Herbst vorhalten zu können, muss man die Goldrute in Schach halten, z.B. durch Begrenzung der Goldrutenflächen mit Wegen. Um zu verhindern, dass sie sich in Wiesen einnistet, ist eine regelmäßige Maht nötig, wobei schon eine Maht pro Jahr ausreichend sein soll. Will man Flächen von Goldruten befreien, muss man sie mit der kompletten Wurzel ausgraben, aus übersehenen Wurzelstücken treibt sie ansonsten bald neu aus. In der Lehmkaul wächst die Kanadische Goldrute in allen lichten Bereichen. Ausführliche Informationen zur Problematik der Kanadischen Goldrute findet man unter https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/solidago-canadensis.html
(*es gibt mehrere invasive Goldrutenarten, der Einfachheit halber wird die Kanadische Goldrute stellvertretend für die Gruppe genannt)
Bunter Eisenhut (Aconitum variegatum): An einer einzigen Stelle im lichten Gebüsch der Lehmkaul wächst eine Pflanze, die im August durch ungewöhnlich attraktive Blüten überrascht. Ob sie aus Gartenabfällen stammt oder sich auf natürliche Weise hier angesiedelt hat, bleibt offen. In der weiteren Umgebung von Berndorf, z.B. im Bolsdorfer Tälchen, findet sich Eisenhut immer mal wieder, allerdings ist es dann oft der Blaue Eisenhut (beide Arten unterscheiden sich durch die Form des Helms, beim Bunten Eisenhut ist dieser doppelt so hoch wie breit, beim Blauen Eisenhut ist der Helm breiter als hoch). Trotz seiner Schönheit gibt es eine Tücke: Eisenhut ist eine der giftigsten Pflanzen Europas. Für Gärtner gibt es sogar den Rat, beim Umgang mit Eisenhut Handschuhe zu tragen. Hummeln und andere Wildbienen haben mit dem Gift kein Problem, sie genießen den reichlichen Nektar der Blüten. Der Bunte Eisenhut ist eine streng geschützte Pflanze.
Schneeglöckchen: Schon im Februar zeigen sie uns, dass der Winter bald vorbei ist. In der Lehmkaul finden sich über 40 Horste von Schneeglöckchen, mit bis zu 100 Blüten pro Horst. Sie konnten in den letzten Jahrzehnten ungestört wachsen und sich ausbreiten (dafür sorgen Ameisen, die für ihre Verteilerdienste mit einer üppigen Mahlzeit in Form eines öligen Samenanhängsels belohnt werden). Eine Bestimmung der Art (die noch aussteht) dürfte Hinweise geben, woher die Schneeglöckchen in der Lehmkaul ursprünglich stammen, vermutlich aber aus Gartenabfällen. Die Bestimmung ist nicht immer einfach, zumal es zahlreiche aus Gärtnereien stammende Züchtungen gibt. Es gibt eine heimische Schneeglöckchenart, die auch in Gärten gepflanzt wurde, das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis). Die ist geschützt und darf in der Natur nicht ausgegraben werden.
Schneeglöckchen stellen eine wichtige frühe Nahrungsquelle insbesondere für Hummeln dar. Paul Westrich, einer der führenden Wildbienenexperten Deutschlands, empfiehlt: wenn man Nistkästen für Hummeln zur Beobachtung aufstellt, sollte man Schneeglöckchen davor pflanzen, damit man die Hummeln sicher anlocke. Der Versuch in der Lehmkaul läuft…
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine): Im mittleren Teil der Lehmkaul fand sich 2020 an einem schattigen und feuchten Ort ein kleiner Bestand an Breitblättriger Stendelwurz, der einzigen Orchideenart, die bisher in der Lehmkaul entdeckt wurde. 2021 wurden weitere Exemplare entdeckt, in Tümpelnähe, aber auch in zwei der Lichtungen. Vielleicht existieren noch mehr Pflanzen, denn sie sind leicht zu übersehen, da (im Juli und August) ihre Blüten nicht mit grellbunten Farben locken, ihre Schönheit offenbart sich erst bei genauerem Hinsehen. Die Breitblättrige Stendelwurz zählt bisher nicht, wie leider so viele andere Arten, zu den gefährdeten Orchideen, dennoch steht sie unter besonderem Schutz. Die Blüten werden durch Faltenwespen, Bienen und Fliegen bestäubt. Die Samen reifen in Kapseln heran, die sich bei Trockenheit öffnen, und ihre staubfeinen Samen (10000 Samen pro Kapsel!) werden mit dem Wind kilometerweit verbreitet. Man könnte also sagen, dass ganz Berndorf und auch die Dörfer im Umkreis mit Samen der Breitblättrigen Stendelwurz aus der Lehmkaul heraus versorgt werden.
Der Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum), der im Mai zahlreich an der Stelle in der Lehmkaul aufblüht, wo auch die Pfingstrosen wachsen, stammt sicherlich auch aus der Entsorgung von Gartenabfällen. In kleinerer Zahl findet er sich in der ganzen Lehmkaul, auch hier haben wohl die Ameisen für die Verbreitung gesorgt. Insgesamt in Deutschland nicht in seinem Bestand gefährdet, findet man ihn außerhalb von Gärten dennoch selten. Gerade wenn er in größeren Gruppen wächst, ist er ein attraktiver Hingucker. Das finden auch die Insekten, acht Wildbienenarten und mehrere Schmetterlingsarten profitieren von ihm.
Leider ist auch der Dolden-Milchstern ziemlich giftig, alle Pflanzenteile und die Zwiebeln enthalten ein Gift, das dem der Maiglöckchen ähnelt und das Herz angreift. Wenn in einem Garten die Samen von den Ameisen vom Zierpflanzenbeet zum Gemüsebeet transportiert werden, kann es zu fatalen Verwechslungen mit der Küchenzwiebel kommen. Darauf verweist der Name „Gärtnertod“, den man dem Dolden-Milchstern auch verpasst hat.